Alles unter neuem Dach im «Limmatberg»

Die Liegenschaft «Limmatberg» ist seit Jahren eine Baustelle: Das Restaurant war ausgebrannt, die Fassade schwarz und eingerüstet. Nichts passierte. Bis René Frigerio 2008 die Liegenschaft kaufte. Das Restaurant ist seit letztem September wieder offen und bis Ende Jahr wird die ganze Sanierung abgeschlossen sein. Doch was entsteht überhaupt?

René Frigerio im «Gwändli» unter dem neuen Dachstuhl des «Limmatbergs»: «Diese Aussicht musste man doch nutzen.»

Der «Höngger» hat René Frigerio auf der Baustelle angetroffen. In Arbeitskleidung war der Besitzer gerade dabei, Schutt wegzuschaufeln. Das, so sollte nach einer Stunde deutlich sein, ist typisch für ihn: Frigerio ist einer, der anpackt. Einer, der die Dinge beim Namen nennt, manchmal vielleicht etwas zu direkt und zu voreilig, doch zu seinem Wort steht er. Aufgewachsen ist der 56-jährige gelernte Gipser/Stuckateur in Oerlikon. Mit 20 heiratete er, bereits mit 24 erwarb er die erste Altliegenschaft in Schwamendingen und renovierte sie in Eigenregie. Über die Jahre kamen zwei Nachbarliegenschaften dazu: «Wertsteigerung durch Eigenleistung» ist bis heute Frigerios Motto geblieben. 1992, seine Töchter hatten beide die Ausbildung als Hochbauzeichnerinnen begonnen, hatte der Selfmademan, wie er sagt, «genug vom Dasein als Familienvater» und machte sich auf Weltreise. Anderthalb Jahre reiste er um die Welt, bis er in Kanada ein neues Zuhause fand: «Auf 125 Hektaren Land, inklusive See und Wald, lebte ich meinen Freiheitsdrang aus», erzählt Frigerio mit leuchtenden Augen. Er kaufte schweres Gerät, fällte Bäume, baute Strassen und Haus, um von «Bed & Breakfast» bis zu Anglerferien das volle Programm anzubieten, mit eigenem Flugzeug, versteht sich. Zur kanadischen Idylle gehörten auch Frau und Sohn. Doch als die Beziehung in die Brüche ging, legte Frigerio dem Richter das Kindergeld für alle kommenden Jahre auf den Tisch, nahm den Rest und kam zu Weihnachten 2007 zurück in die Schweiz. Im neuen «alten» Leben wurde der Rückkehrer bald von der Bankenkrise überrascht. Er suchte für seine Liegenschaften ein neues Finanzinstitut und landete bei einer Grossbank, über die er nur Gutes zu berichten weiss. Deren Berater erkannten rasch Frigerios Qualitäten und empfahlen ihm die Liegenschaft Limmatberg zum Kauf. Nachdem eine auf die aktuelle Bauordnung abgestützte Studie das Potential aufgezeigt hatte, kaufte Frigerio das Haus an einem Freitag dem Besitzer ab, dessen Vater es 1966 gebaut hatte. Tags darauf liess er das Gerüst, das seit Oktober 2007 nutzlos dagestanden hatte, entfernen: «Die Erinnerung an den Brand musste endlich weg», sagt Frigerio. Er strich die Fassade, renovierte das Restaurant und integrierte eine Bar, in der auch geraucht werden darf.

Visionen entwickeln, dann eigenhändig umsetzen

Doch damit nicht genug, denn was der Mann anpackt, bringt er mit seinen Händen und nach seinem Kopf zu Ende. Auch wenn das Amt für Städtebau seine Visionen etwas zurückstutzte, sein Architekt Ueli Wagner zeichnete Pläne und den Rest nahm Frigerio im «Gwändli» zusammen mit Handwerkern selber in Angriff, vom Modell über die Bauleitung bis eben hin zum Schuttwegschaufeln. Markanteste Neuerung bislang: das Satteldach, unter dem derzeit drei neue Wohnungen entstehen. Mit diesem Dachgestühl markiert das ehemalige Flachdachgebäude nun harmonisch den Beginn der Imbisbühlstrasse. Fehlen mag die grosse Tanne, die vor dem Gebäude stand. Die, so betont Frigerio, sei krank gewesen, und er habe sie im Einvernehmen mit Grün Stadt Zürich gefällt – auch die VBZ, fügt er an, habe immer mal wieder moniert, der Baum käme den Spannseilen ihrer Fahrleitungen langsam zu nahe. Auch die Südostseite des Grundstücks wurde neu gestaltet: Die ehemalige Agip-Tankstelle blieb zwar stehen, doch wurde der ganze rückwärtige Raum zwischen ihr und dem Fundament des Haupthauses neu gebaut. Entstanden sind Gewerberäume, in denen ab diesem Sommer eine Autogarage beheimatet sein wird, geführt von Gino Santoro und René Frigerio. «Hier», so gestikuliert René Frigerio mitten zwischen Baumaterialien, «werden künftig Autos gewartet und getunt, vom Fiat 500 bis hoch zum Ferrari.» Es entstehen drei Arbeitsplätze mit Hebeliften, Büros, Showroom und – in der ehemaligen Kegelbahn – ein grosszügiger Arbeitsplatz für die Restauration von Liebhaberfahrzeugen. Die Büroräume bezieht Frigerios Firma «Immoplaner», die sich auf Kauf, Renovation, Verwaltung und Unterhalt von Altliegenschaften in Zürich spezialisiert hat. Das Dach des neuen Untergeschosses dient den Parterrewohnungen als Balkon, die Wohnungen in den anderen Stockwerken erhalten vorgelagerte Wintergärten. Auch das Restaurant profitiert von einer zweiten Terrasse zur Westseite hin. Bis Ende Jahr, so ist Frigerio überzeugt, ist der ganze Umbau abgeschlossen: «Bewilligt ist alles, jetzt geht es Stück um Stück vorwärts.» Bis dann lebt er im «Gwändli» das, was er sich vor 36 Jahren bereits zum Motto gemacht hat: «Es muss mehr sein als blosse Arbeit.»

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