Chriesifäscht beim Wein- und Obsthaus Wegmann

Bereits zum 14. Mal luden Daniel und Zarina Wegmann am vergangenen Sonntag, 3. Juli, zum «Chriesifäscht» auf ihren Hof ein. Bei idealen Wetterbedingungen genossen Alt und Jung einen kurzweiligen Tag und erhielten interessante Einblicke in die Herausforderungen des Obstbaus.

Büchsenwerfen zwischen Obstbäumen.
Trampeltier in Aktion.
Daniel Wegmann erklärt, wie er sein Obst schützt.
Bei den Kirschen.
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Eines der ganz besonderen Highlights des «Chriesifäschts», zumindest aus Sicht der Kinder, begegnete den Besucherinnen und Besuchern schon direkt beim Betreten des Hofgeländes: Gelassen stand da doch tatsächlich ein echtes Kamel, völlig ungerührt von all dem Trubel rundherum, in der Sonne und wartete mit seinem menschlichen Begleiter geduldig auf Abenteuerlustige, die es sich zwischen seinen zwei Höckern bequem machen wollten. Lange musste es nicht warten, denn selbstverständlich wollten fast alle anwesenden Kinder einmal auf diesem grossen Wüstenschiff Platz nehmen. Sobald es ein Kind gewagt hatte und über die bereitgestellte Leiter auf seinen Rücken geklettert war, drehte es seine Runde über das Gelände und liess sich bereitwillig bewundern, fotografieren und natürlich streicheln. Doch auch für diejenigen, denen dieses Transportmittel ein wenig unheimlich schien, war gesorgt: Zwei Ponys begleiteten das Kamel auf seinen Runden übers Gelände und konnten sich über mangelndes Interesse von Seiten der Kinder ebenfalls nicht beklagen.

Attraktionen für Kinder und gemütliches Beisammensein

Das waren aber bei weitem nicht die einzigen Attraktionen, die das Hoffest für Kinder zu bieten hatte. Beim Büchsenwerfen und «Chriesistei-Treff-Spucken» konnte sich der Nachwuchs sportlich messen und wurde mit grosszügigen Preisen belohnt. Und wer sich beim Hüpfen auf dem grossen Trampolin verausgabt hatte und trotz sehr moderater Temperaturen ein wenig überhitzt war, der konnte in den bereitgestellten Planschbecken wieder etwas abkühlen und sich anschliessend am Schminkstand eine gruselige Fratze oder einen lieblichen Schmetterling auf Gesicht und Hand malen lassen. Langeweile kam bei den Kindern also nicht auf, was den Eltern wiederum die Gelegenheit gab, es sich auf den Festbänken bequem zu machen, sich mit Nachbarn und Freunden auszutauschen und mit Köstlichkeiten vom Grill und frischen Früchten aus dem Hofladen einzudecken.

Obst in Gefahr

Oder aber man nutzte die Gelegenheit, sich auf den von Daniel Wegmann angebotenen Hofführungen ein genaueres Bild vom Wein- und Obstbau zu machen. Zur Nachmittagsführung um 14.30 Uhr fanden sich rund 40 interessierte Gäste ein. Quer durch die Obst- und Beerenanlagen sowie den eigenen Rebberg verlief die Tour, wobei Wegmann zu jeder Obstsorte anschaulich erläuterte, vor welche mannigfaltigen Herausforderungen er als Obstbauer in seinem Alltag gestellt wird. Den meisten war bis dahin wohl kaum bewusst gewesen, welch grosser Aufwand betrieben werden muss, um die Früchte zu schützen und die Erträge zu sichern. Nicht nur vor Wetterereignissen wie übermässigem Regen, Hagel oder plötzlichem Frost müsse das kostbare Gut bewahrt werden, Gefahr drohe auch von Tieren wie Fuchs, Dachs oder Vögeln, die sich allesamt gerne an den süssen Früchten gütlich täten, erklärte Wegmann. Dazu kämen die Bedrohungen durch Schädlinge wie etwa der Kirschessigfliege, die ihrerseits für enorme Einbussen beim Ertrag sorgen könne.

Aufwendige Schutzmassnahmen vor Wetterschäden

Während es in Bezug auf Fuchs und Dachs reiche, einen Elektrozaun um die Obstbäume zu ziehen, um sie vom Diebstahl abzuhalten, und auch Vögel mit Netzen von den Bäumen ferngehalten werden könnten, seien die Schutzmassnahmen in puncto Frost oder Schädlingen weitaus komplizierter und die Schäden oftmals noch weitreichender, so Wegmann weiter. Ein Kälteeinbruch etwa, wie dieses Jahr im April, als die Temperaturen in einer Nacht plötzlich unter den Gefrierpunkt sanken, könne ganze Ernten vernichten: «Früher, in den 70er- und 80er-Jahren waren solche Ereignisse noch existenzbedrohend für die Obstbauern und kamen relativ häufig vor», erläuterte Wegmann, «für uns war es in den 14 Jahren, in denen wir die Leitung des Betriebs innehaben, nun das erste Mal, dass wir von einem derartigen Wintereinbruch überrascht worden sind.» Obwohl diese Frostereignisse seltener geworden seien, erforderten sie natürlich dennoch besondere Massnahmen. Auf seinem Betrieb kommen daher Plastikplanen und Netze zum Schutz vor Regen, Hagel und Frost zum Einsatz. Dank dieser Schutzmassnahmen sei er auch in diesem Jahr noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen und der durch den Frost angerichtete Schaden nicht allzu gross, führte Wegmann aus.

Suche nach Mittel gegen Schädling

In Bezug auf die Kirschessigfliege ist die Suche nach einem geeigneten Gegenmittel noch in vollem Gange. Diesen Schädling, der erst vor wenigen Jahren mit importierten Früchten in die Schweiz eingeschleppt worden ist, habe er 2014 erstmals auf seinem Obstbaumbestand entdeckt, erklärte Wegmann. Der extrem kurze Lebenszyklus der Fliege mache es sehr schwierig, gegen sie anzukommen. «Wenn man sie entdeckt, ist es eigentlich schon zu spät, innerhalb weniger Tage ist das befallene Obst nicht mehr zu verkaufen.» Auch hier würden, so Wegmann, momentan einerseits Netze angewendet, die die Fliegen davon abhalten sollen, an die Früchte zu gelangen, andererseits Fallen, die in den Wintermonaten aufgestellt würden, um Fliegen abzufangen. Er hoffe jedoch, dass bald einmal nicht mehr nur der Schädling, sondern auch ein ihn limitierender Nützling importiert werde.

Ein Fest für Freunde, Bekannte und Stammkunden

Mit weiteren Informationen zum Weinbau, den Apfelbäumen und Himbeerkulturen gelangte die Gruppe nach dieser mehr als einstündigen Führung zurück auf den Hof, wo das Fest weiterhin in vollem Gange war. Kamel und Ponys waren nach wie vor unermüdlich im Einsatz und die Festbänke rund um das Obsthaus allesamt gut besetzt. Freundliche Helferinnen in bunten Dirndln schenkten Kaffee aus, servierten Hörnlisalat und Bratwurst und liessen die Gäste den hofeigenen Wein probieren, während das Duo «Heart Break» bekannte Songs aus aller Welt zum Besten gab.

Inmitten all dieses fröhlichen Treibens konnte Zarina Wegmann am späteren Nachmittag eine ganz kurze Verschnaufpause nutzen, um ein erstes kleines Fazit zum Fest zu ziehen: «Das «Chriesifäscht» ist für uns etwas ganz Besonderes. Dieser Tag ermöglicht es uns, den vielen treuen Stammkunden des Hofladens für ihre Treue und Unterstützung zu danken. Gleichzeitig bietet der Anlass auch Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen – vor allem für Leute, die neu nach Höngg gezogen sind. Wir geniessen das Fest und freuen uns, wenn wir sehen, dass sich unsere Gäste hier wohlfühlen. Es ehrt uns, dass viele unserer Gäste Jahr für Jahr hier vorbeischauen.» Dass der gewaltige Arbeitsaufwand, der zur Organisation dieses Anlasses notwendig ist, nicht ganz von alleine zu bewältigen ist, ist klar: «Wir haben rund 30 Helfende, Freunde und Bekannte, die uns unterstützen. Ohne ihre Mitarbeit wäre ein derartiges Fest nicht möglich.» Mit diesen Worten eilte sie mit viel Elan wieder ans Buffet, um die letzten Essensportionen auszugeben. Bleibt nur zu hoffen, dass den Gastgebern und ihren Helfern an diesem Abend zwischen Festbetrieb und dem ganz normalen Alltag auch noch ein wenig Gelegenheit blieb, das Fest in Ruhe gemeinsam ausklingen zu lassen.

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